
Speira setzt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit: Im Rahmen des EU-geförderten Projekts HyInHeat hat der Aluminiumrecycling- und -walzkonzern einen Schmelzofen mit einer Kapazität von 1,5 Tonnen Aluminium erfolgreich auf Wasserstoffbetrieb umgestellt. Die ersten Versuche in Speiras Bonner Forschungszentrum mit verschiedenen Schrottarten zeigen vielversprechende Ergebnisse, die die Schmelzqualität nicht beeinträchtigen.
Wasserstoff als Schlüssel zur Dekarbonisierung
„Für Speira ist Nachhaltigkeit ein zentrales Unternehmensziel“, erklärt Dr. Paula Camean Queijo, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Speira. „Wir setzen bereits stark auf Recycling, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern. Mit dem Einsatz von Wasserstoff können wir nun auch den Produktionsprozess selbst umweltfreundlicher gestalten.“
Das 2023 gestartete EU-Projekt HyInHeat, an dem 30 Partner aus zwölf europäischen Ländern beteiligt sind, erforscht das Potenzial von Wasserstoff für die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung in der Aluminium- und Stahlindustrie. Mit einer Förderung von 24 Millionen Euro durch die Europäische Union zielt das Projekt darauf ab, effiziente Wasserstoffverbrennungssysteme zu entwickeln, die nahezu die gesamte Prozesskette der energieintensiven Industrien abdecken.
Vielversprechende Testergebnisse
Bei ersten Tests des umgerüsteten 1,5-Tonnen-Ofens mit verschiedenen Aluminiumschrotten zeigte sich, dass die Qualität des geschmolzenen Metalls unverändert hoch bleibt: „Unsere ersten Versuche sind sehr vielversprechend", berichtet Dr. Galyna Laptyeva, Senior Scientist und Projektverantwortliche bei Speira. „Wir konnten nachweisen, dass Wasserstoff als Brennstoff für unsere Schmelzöfen grundsätzlich geeignet ist. Das ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zu einer CO2-ärmeren Produktion.“
Innovation durch Forschung und Entwicklung
Um die Effizienz weiter zu steigern, hat Speira den Testofen inzwischen mit einer noch fortschrittlicheren Technologie ausgestattet. Statt mit normaler Luft wird der Wasserstoff nun mit reinem Sauerstoff verbrannt – ein Verfahren, das als „Oxyfuel" bezeichnet wird.
„Der Sauerstoff fällt bei der Herstellung von Wasserstoff ohnehin an. Wenn wir ihn für die Verbrennung nutzen, können wir laut unseren Berechnungen etwa 30 Prozent Brennstoff einsparen“, erläutert Laptyeva. „Das macht den Prozess nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlicher.“
Ein weiterer Vorteil der Wasserstoffverbrennung ist, dass im Idealfall keine schädlichen Stickoxide (NOx) entstehen. In der Praxis können jedoch durch kleine Undichtigkeiten und Verunreinigungen geringe Mengen dieser Schadstoffe auftreten. Das Forscherteam wird in den nächsten Tests genau untersuchen, wie sich diese Emissionen auf ein Minimum reduzieren lassen.
„Unser Engagement für Forschung und Entwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie“, betont Camean Queijo. „Mit Projekten wie HyInHeat leisten wir Pionierarbeit für eine umweltfreundlichere Aluminiumindustrie und stärken gleichzeitig den Innovationsstandort Deutschland.“
Die erfolgreiche Umstellung des Schmelzofens auf Wasserstoffbetrieb ist ein wichtiger Beitrag zur Erforschung emissionsarmer Produktionsprozesse. Die Ergebnisse aus dem Projekt HyInHeat sollen nicht nur den eigenen Betrieb voranbringen, sondern auch der gesamten Branche neue Ansätze für eine nachhaltigere Produktion aufzeigen.
Über HyInHeat:
HyInHeat ist ein europäisch gefördertes Projekt, das darauf abzielt, Wasserstoff als Brennstoff für Hochtemperaturheizprozesse in energieintensiven Industrien, insbesondere in der Aluminium- und Stahlindustrie, zu integrieren. Das Projekt zielt darauf ab, die Kohlendioxidemissionen dieser Sektoren zu reduzieren, indem effiziente Wasserstoffverbrennungssysteme eingeführt werden, die fast die gesamte Prozesskette abdecken.
Das HyInHeat-Konsortium ist eine vielfältige und kooperative Gruppe von 30 Partnern aus zwölf europäischen Ländern, die sich zum Ziel gesetzt haben, innovative wasserstoffbasierte Heiztechnologien für energieintensive Industrien zu entwickeln und zu demonstrieren. Gemeinsam bringen sie ihr Fachwissen in verschiedenen Bereichen der industriellen Beheizung ein, darunter Verbrennung, Öfen, Sensoren, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Dem Konsortium gehören führende Forschungsinstitute, Technologie- und Ausrüstungsunternehmen sowie Industrieunternehmen aus dem Aluminium- und Stahlsektor an, wobei ein zusätzlicher Schwerpunkt auf der Nutzung und Verbreitung der Ergebnisse liegt.
Das Projekt hat eine Laufzeit bis Ende 2026 und wird vom Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik (IOB) der RWTH Aachen koordiniert.
Weitere Informationen finden Sie unter hyinheat.eu.