6/17/2025

Bernhard legt los

Bernhard legt los: Der neue Recyclingofen im Erftwerk gewinnt Aluminium selbst aus verunreinigtsten Schrotten zurück. (c) Speira
  • Erster von vier neuen Recyclingöfen in Grevenbroich und Töging
  • Rund elf Millionen Euro für mehr Effizienz, verbesserte Arbeitssicherheit und „H2 readiness“

Feierliche Worte von Speira-Chef Einar Glomnes, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Klaus Krützen, der Startknopf wird gedrückt, und mit einem kleinen Feuerwerk legt Bernhard los. Bernhard – das ist der erste von vier neuen Recyclingöfen, mit denen Speira die Werke in Grevenbroich und Töging aufrüstet und damit in die Jahre gekommene Aggregate durch Anlagen nach dem neuesten Stand der Technik ersetzt. In dem bis zu 25 Tonnen fassende Ofen wird Aluminium aus Schrotten und Krätzen recycelt, die aufgrund ihrer Verunreinigungen nur in diesem Ofentyp verarbeitet werden können. Der Name des neuen kippbaren Drehtrommelofens (engl. TRF = tiltable rotary furnace) wurde aus Vorschlägen aus der Belegschaft der Speira Recycling Services ausgewählt. Damit wird ein früh verstorbener Kollege geehrt, der bereits 1999 beim Bau und der Inbetriebnahme des nun ersetzten Ofens gewirkt hat.

„Unseren Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft verstehen wir ganzheitlich. Deshalb schauen wir eben nicht nur auf die reinen, leicht zu recycelnden Schrotte, sondern auch auf die schwierigeren minderen Güten und Nebenprodukte. Überall, wo Aluminium drinsteckt, wollen wir auch das Maximum wieder herausholen und zurück in den Kreislauf bringen. Mit dieser neuesten, effizientesten und umweltfreundlichsten Technik können wir nun auch Kleinstmengen zurückgewinnen, die bislang für das Recycling verloren waren“, erklärt Einar Glomnes, Chef des deutsch-norwegischen Aluminiumunternehmens.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke würdigt das Engagement des Recyclers: „Speiras große Investitionen in das Rheinwerk in Neuss und in das Werk hier in Grevenbroich sind ein starkes Zeichen für unseren Wirtschaftsstandort. Ich bin dem Unternehmen dankbar, dass es damit ein Bekenntnis zum Rhein-Kreis Neuss und zur Sicherung von tausenden Arbeits- und Ausbildungsplätzen abgibt. Diese Investitionen machen deutlich, dass die Aluminiumwirtschaft auch in Zukunft ein erfolgreicher Teil der Ökonomie an Rhein und Erft sein wird. Und sie machen deutlich, dass Kreislaufwirtschaft und damit ein nachhaltiger Umweltschutz eine weitere Stärkung erfahren. Wenn wir über Millionen-Investitionen reden, dann müssen wir auch über die Energieversorgung reden. Eine Faustregel gilt dabei unumstößlich: Strom und Energie müssen jetzt und in Zukunft sicher, jederzeit verfügbar und bezahlbar sein! Energiesicherheit zu bezahlbaren Preisen ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft, und wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen.“

„Die Investition von Speira ist ein starkes Bekenntnis zum Standort Grevenbroich und ein echtes Zukunftssignal. Dass hier Recycling, Innovation und Umweltschutz so konsequent zusammengedacht werden, zeigt, welchen Beitrag unsere Industrie zum Strukturwandel und zur nachhaltigen Wertschöpfung leisten kann“, ergänzt Bürgermeister Klaus Krützen.

Rund elf Millionen Euro investiert Speira in die vier Öfen. Dazu gehören Chargiermaschinen, Abzugshauben, thermische Nachverbrenner, Leitungsbau und sonstige Infrastruktur. Mit modernster Brennertechnologie und automatischer Chargierung wird eine höhere Produktivität möglich. Für die Beschäftigten wird die Arbeit an den neuen Aggregaten noch einfacher und sicherer: Die einzelnen Komponenten sind für die Instandhaltung leicht erreichbar, der Abguss der Schmelze kann bei geschlossenen Ofentüren erfolgen, und dank der Chargiermaschinen werden Radlader- und Staplerverkehre vor den Öfen minimiert. Natürlich erfüllt das gewählte Modell die höchsten Umweltstandards für Neuanlagen, die neue Brennertechnologie erzeugt weniger CO2 und ist „H2 ready“ – die Öfen können zukünftig also auch mit Wasserstoff betrieben werden.

In puncto Energieeffizienz sind die neuen Öfen eine dreifache Verbesserung. Erstens wegen des erhöhten Durchsatzes: Jede Tonne recycelten Aluminiums spart bis zu 95 Prozent der Energie, die es zur Erzeugung einer Tonne Primäraluminiums braucht. Zweitens wegen der modernen Brenner- und Nachverbrennertechnologie: Die sorgen für eine optimale Energieausbeute aus dem eingesetzten Erdgas. Gleichzeitig werden die anhaftenden Verunreinigungen der „low grade“-Schrotte als Brennwert im Schmelzprozess genutzt, und das Inputspektrum für gerade diese Güten wird in den neuen Öfen noch größer. Und drittens wegen des optimierten Ofendesigns: Durch den automatischen Chargierprozess und den Abguss mit geschlossenen Ofentüren geht noch weniger Abwärme verloren.

Die Investition in die vier Öfen wurde im Juli 2024 beschlossen. Das Gesamtprojekt liegt im Plan, so dass im Oktober 2025 der erste Ofen in Töging, im Mai 2026 der zweite Ofen in Grevenbroich und im Oktober 2026 der zweite Ofen in Töging die Produktion aufnehmen sollen.